1. Bd. 2
- S. 313
1854 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
1
Die Reformationsversuche der Regenten und Minister. 313
allein über die Angelegenheiten, um derentwillen der Papst gekommen war, wurde nichts
verhandelt, und Pius Vi. mußte sich mit der Ehre begnügen, die man ihm in Süddeutsch-
land, namentlich in Bayern, zu Lheil werden ließ.
2) Reformen der bürgerlichen Verhältnisse. Zu den segensreichsten Einrichtun-
gen Josephs I!. gehören die Begründung der persönlichen Freiheit durch Auf-
hebung der Leibeigenschaft, die gleichmäßige Besteuerung aller Staatsbürger
ohne Unterschied des Ranges nach Maßgabe des einer neuen Vermessung (Katastrirung)
unterworfen Grundbesitzes und die Gleichstellung vor dem Gesetze ohne Ansehen
der Person oder des Standes. Freilich gab seine Raschheit und Schonungslosigkeit bei der
Ausführung manchen Anstoß und verletzte bestehende Rechte und verjährte Gewohnheiten.
Auch suchte er den Wohlstand seiner Staaten durch Beförderung der Landeskultur, der
Viehzucht und der Gewerbthätigkeit zu heben; er verbot die Einführung fremder Weine
und Kunstwaaren, bestrafte den Schleichhandel mit unerbittlicher Strenge und öffnete dem
östreichischen Verkehr einen Weg nach dem schwarzen Meer durch Verträge mit den Tür-
ken. Der Versuch, die freie Ausfuhr auf der Schelde zu ertrotzen und dadurch den Handel
von Antwerpen zu heben, verwickelte ihn in einen Krieg mit den Holländern, worin er
zwar einige Vortheile erlangte, aber von seinem Vorhaben abstehen mußte (§, 677).
§. 688. Josephs Streit mit den Niederländern und Ungarn.
3) Einführung einer gleichförmigen Staats - und Gerichts org a -
n isa tion. Josephs Plan, die verschiedenen dem östreichischen Scepter unterwor-
fenen Völker, die ihre eigenthümlichen Rechte und Verfassungen hatten, nach
Einer Form zu regieren und zu Einer großen Nation und in Ein Reich umzu-
wandeln, scheiterte zunächst in Belgien und Ungarn. Jenes bestand aus einer
Anzahl von Landschaften mit herkömmlichen Rechten, Freiheiten und Einrichtun-
gen, worunter die durch die sogenannte llo^eu86 entree verbriefte Verfassung
Brabants am berühmtesten war. Ein Statthalter und ein Minister repra-
sentirten den Kaiser und leiteten die Verwaltung; aber die Stande der einzelnen
Provinzen mußten bei allen wichtigen Fragen, besonders in Betreff der Abgaben,
zu Rathe gezogen werden und die Regierung des Landes befand sich gänzlich in
den Händen eingeborner Beamten. Die meisten Landschaften hatten eigene, un-
abhängige Obergerichte, unter denen besonders der große Rath vonbra-
bant in hohem Ansehen stand. Von größter Bedeutung war die reiche und mäch-
tige Geistlichkeit, in deren Händen sich aller Unterricht befand und die auf
das Volk einen unbegrenzten Einfluß übte. Diese seit Jahrhunderten bestehenden
Zustände wagte Joseph gleichfalls umzugestalten. Er theilte das Land in neun
Kreise mit eben so vielen Intendanten, errichtete einen obersten Regierungs-
rath, und vereinigte alle Gerichte zu einem einzigen höchsten Justizhofe in
Brüssel. Dann tastete er die kirchlichen Einrichtungen an, indem er, wie in Oest-
reich, Toleranz gewährte, mehrere Klöster einzog, die Werkheiligkeit beschränkte
und eine durchgreifende Schulreform, besonders der Universität L ö w en, vor-
nahm. Dieß erregte zuerst einen Aufstand bei den ganz unter geistlichem Einfluß
stehenden Studenten der Hochschule. Kaum war dieser gedämpft, so gab sich der
Unwille gegen die neue Verwaltungsart und Rechtspflege durch eine allgemeine
vom Klerus und Adel geleitete und von rohen Pöbelexcessen begleitete Empörung
kund. Die Stände von Brabant verweigerten die Steuern, bis die Neuerungen 178?.
abgestellt wären; die Städte errichteten eine bewaffnete Bürgermacht, um die
Herstellung des alten Zustandes zu erzwingen. Da der Kaiser als Bundesgenosse
von Rußland gerade in einen Krieg mit den Türken verwickelt war, so versprach
die bestürzte Landesregierung in ihrer Rathlosigkeit die Wiederherstellung der alten
Ordnung, um die Empörung niederzuschlagen. Allein Joseph versagte seine Ein-
2. Bd. 1
- S. 592
1854 -
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- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
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592
Das Mittelalter.
Sturz ihres Pferdes auf der Falkenjagd. (Kühne Jagd war auch Maximi-
lians Leidenschaft!) Jetzt erneuerte der französische König sein falsches
Ränkespiel, um die niederländischen Städte (deren Macht seit den blutigen
Niederlagen der burgundischen Ritterschaft gestiegen) gegen Maximilian, der
zum Vormund seines unmündigen Sohnes Philipp bestellt war, aufzu-
1488. stiften. Gent siel von ihm ab; die Zünfte von Brügge hielten ihn eine
Zeitlang gefangen, Brabant schwankte; aber dennoch brachte Maximilian
durch seine Haltung und Tapferkeit die sämmtlichen Niederlande zur An-
erkennung seiner vormundschaftlichen Rechte. Philipps Sohn Karl, den
ihm die spanische Johanna gab (§. 396.) und der im Anfang des Iahr-
i5oo. Hunderts zu Gent geboren ward, erbte alle Länder seiner Eltern und Groß-
eltern. Doch hing sein Herz an den burgundischen Erbstaaten und besonders
an den reichen, gebildeten und regsamen Niederlanden, die er zuerst
durch Beifügung von Friesland, Gröningen, Ober-Pssel und
Utrecht und durch Eroberung des empörten Geldern zu einem Ganzen
vereinigte. Allein diese Vereinigung war nur eine äußerliche; sie standen
unter einem Oberhaupte, hatten aber alle ihre besondern Rechte und Ver-
fassungen, waren an Sitten, Cultur, Lebensweise und Anlagen verschieden
und durch Nachbarhaß und Provinzialeifersucht getrennt. Nur die Liebe zur
Freiheit und die Anhänglichkeit an die herkömmlichen Einrichtungen und
Institute war bei Allen gleich. Darum schonte Karl ihre Nationalrechte, so
sehr er auch Gleichförmigkeit in der Verfassung und im Gerichtswesen und
Erhöhung der Fürstenmacht anstrebte, eine Gleichförmigkeit, die er auch bei
Vereinigung sämmtlicher Niederlande zu einem Kreise des deutschen
Reichs bezweckt zu haben scheint. Die rücksichtslosen Neuerungen seines
Sohnes Philipp Ii. führten den Abfall herbei.
5. Skandinavien.
§. 400. Einführung des Christenthums und deren Fol-
gen. Nachdem die verwegenen Seefahrten und Wanderungen der Nor-
mannen und Dänen (§§. 277, 284 ff.) in die Ferne aufgehört hatten,
gelang es einzelnen unternehmenden Fürsten, sich über die andern Stamm-
häupter (Fy lkenkönige) zu erheben und durch Vereinigung der verschie-
denen Völkerschaften (Fylken) ein Königthum zu gründen. In Nor-
875. wegen geschah dies durch Harald Schönhaar (Haarfagr), in Däne -
«.Wo. mark durch Gorm den Lilien und in Schweden durch die Pnglinger.
Aber nur mit großem Widerstreben beugten sich die streitbaren Normannen-
häupter unter die Herrschaft eines Oberkönigs, der bisher als Gleicher
neben ihnen gestanden, und viele Unzufriedene erneuerten die Wanderzüge
zur See und suchten in der Fremde eine neue Heimath. So Rollo (Rolf,
Ganga-Rolf, nach der Taufe R o b ert), der sich mit seinen kühnen Schaaren
1830 -
Hannover
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- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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654
Asien.
wir noch die Küstenflüsse Peiho und Euho in N. und den Tuho
in S. Das Küsienmeer ist voll Untiefen, Sandbänke und Inseln,
die sich stets vergrößern, daher gefährlich für die Schifffahrt und wenig
benuht. Ersatz giebt die durch die zahllosen Kanäle des Flachlandes
so sehr erleichterte Verbindung im Innern (Landstraßen giebt es gar
nicht, daher die Schwierigkeit des Verkehrs im Gebirge). Vor Allem
nennen wir hier den Kaiserkanal, den größten der Erde, derilom.
weit die beiden Hauptstromgebiete des Landes durchschneidet, 200 bis
1000f. weit ist, theils in künstlichem Bette und auf Dämmen durch
Seen u. Moräste fortgeführt, theils auf Brücken über andere Flüsse ge-
leitet, mit zahllosen Brücken u. Schleusen, in einem Lande, wo Stadt
an Stadt und Dorf an Dorf gedrängt ist, mit einer ungeheuren Be-
völkerung, so daß Hunderttausende auf Schiffen und Flößen leben und
dadurch ein Leben auf den Gewässern hervorbringen, wie es kein ande-
res Land aufzuweisen hat, besonders da das Nordland und die unge-
heure Hauptstadt durch sie von S. her mit Lebensmitteln versorgt
werden. Das Klima des Landes stimmt nicht ganz zu seiner Lage.
Im nördlichen Theile ist nicht einmal Südeuropäische Milde, überhaupt
in den höheren Gebirgsgegenden rauhe Luft, welche die Nähe von Hoch-
asien verkündet. In den südlichen warmen Thälern ist, wie im Flach-
lande, Indische Luft und Vegetation. Die Küsten sind den Stürmen
sehr ausgesetzt, besonders berüchtigt ist das Meer dieser Gegend durch
die entsetzlichsten Orkane (Typhone), welche in gräßlicher Unregelmäßig-
keit mit allen Winden zugleich toben. Der reichste Theil Chinas ist
das Flachland, mit dem ämsigsten Fleiße angebauet (selbst auf Flößen
zieht man Gemüse), dennoch aber nicht im Stande seine eigene gewal-
tige Menschenmenge und die Bewohner des unfruchtbaren Berglandes
mit Reis und Getreide hinreichend zu versorgen; die zahllosen Gewäs-
ser müssen mit Fischen und dem hier in großer Menge lebenden Was-
ser- und Sumpfgeflügel aushelfen, denn die Viehzucht des Landes
will nicht viel sagen und nährt wenige; aber kein genießbarer Gegen-
stand wird vom Chinesen verschmähet und Hunde, Pferde und Esel,
nicht weniger geschlachtet als das Schwein, das beliebteste Hausthier
der E., welches in Menge gezogen wird. Das Haupterzeugniß des
Landes ist Reis und Baumwolle, die wichtigsten Gegenstände
des Handels aber Thee (1610 zuerst von den Niederländern nach Eu-
ropa gebracht), wovon jährlich über 50 Mill. Pf. ausgeführt werden,
Zucker, Rhabarber, Ginseng, eine in Asien sehr geschätzte
Arzneipflanze, Moschus, Kupfer, ferner ein zinkartiges Me-
tall, dessen Bestandtheile man noch nicht genau kennt, Pakfong,
auch Tsetong genannt, Borax, Alaun, Quecksilber, lakirte
Waaren, Tusche, Nanking und Porzellan. Sehr wichtig ist
hier, wie in Indien, Bambus und Seide. Neben den Europäi-
schen Hülsenfrüchten, Getreide- und Obstarten und Südfrüchten finden
sich höchst merkwürdige, sonst unbekannte Pflanzen: verschiedene Öl-
pflanzen, eine Art Rettich, aus dessen Ruß die berühmte Tusche
bereitet wird, Seifen-, Talg-, Wachsbäume, verschiedene Baum-
arten, welche vorzügliche Firnisse liefern, wodurch die Lackfarben des
Landes ihre eigenthümliche Schönheit und Dauerhaftigkeit erhalten,
1830 -
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- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Europa
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Preußen. Einleitung. 189
Provinzen, Westfalens, Brandenburgs, Schlesiens u. Sachsens sehr blühend;
am gewerbreichsten ist die Gegend um Elberfeld u. Barmen, wo auf einem
Raum von 6q.m. gegen 400fabrikanftalten sind. In Pommern u. a.
Theilen des Landes nährt sich der E. fast nur von ^andwirrhschafr und
den gewöhnlichen städtischen Gewerben; jedoch sucht der Staat durch Ver-
bote, Eingangszölle, Handelsverträge, mögliche Gewerbefreiheit, Privile-
gien, Vereine, öffentliche Ausstellungen und Prämien den Kunst- u. Ge-
werbsieiß immer mehr zu heben. Allgemein ist die Leineweberei, am
vorzüglichsten in Wests., Schles. und Jülich Kleve Berg; Baumwollfa,
briken sind am zahlreichsten in Jülich Kleve Berg, Sachs, u. Brandend.;
wichtig ist die Verarbeitung der wolle, die in Schles., Brandend, und
Sachs, am verbreitetsten ist und in den Rheinprvvinzen das feinste Tuch
liefert, Seidenfabriken sind am zahlreichsten in Jülich Kleve Berg und
Wests.; beide Provinzen haben auch die meisten Bandfabriken. Leder
wird vorzüglich in den Rheinprovinzen verarbeitet; Hüte liefern vorzüglich
die O.provinzen, das meiste Papier Schles., Wests, u. Sachsen; Öl wird
vorzüglich in Sachs, und den W. Provinzen geschlagen. Dabacksfabriken
sind in großer Zahl in allen Provinzen; Zichorienfabr. am meisten in
Sachs.; porcaschsiedereien in Wests. Sehr wichtig ist in allen Gebirgs-
gegenden die Verarbeitung des Eisens. Zahlreich sind Rupfer-, Mes-
sing-, Zink-, Gold- u. Silberfabriken. Die Glashütten besonders in
Wests, u. Schles.; pnlverfabr. in Jülich Kleve Berg, Wests, u. Schles.;
Porzellan-, Farben,, chemische-, Starke- u. a. Fabriken. Handel und
Verkehr werden durch Flüsse, Kanäle, gute Landstraßen und treffliche Post-
anstalten befördert, aber das strenge Zollsystem hemmt den Handel mit den
Nachbarstaaten. Wichtig ist die Seehandlungegesellschafr in Berlin, die
Rheinisch westindische Handelsgesellschaft und der Deutsch Mexikanische
Bergwerksverein in Elberfeld. Außer den beiden genannten Städten
sind die wichtigsten Handelsplätze Stettin, Rolberg, Stralsund, Röln,
Magdeburg, Frankfurt, Breslau.— Der jetzige Preußische Staat be-
steht aus mehr als 50 ehemaligen Reichsgebieten, die durch Kauf, Erobe-
rung, Erbschaft, Verträge und Friedensschlüsse seit 4 Jahrhunderten verei-
nigt wurden. Das Stammland, die Mark Brandenburg, um Christi
Geburt von Germanen bewohnt, wurde späterhin von den vordringenden
Slaven besetzt, seit Karls des Großen Zeiten aber von den Königen
Deutschlands erobert. Albrecht der Bar nannte sich ums Jahr 1140 zu-
erst Markgraf von Brandenburg. Seine Nachkommen breiteten die
Gränzen ihres Landes weiter aus; Albrechts Stamm erlosch aber schon
1320. Nach mehrfachem Regentenwechsel wurde der Burggraf von Nürn-
berg, Friedrich Vi., aus dem Hause Hohenzollern, Markgraf u. Kurfürst
1415. Sein Gebiet war etwa 460 Q.m. groß. Bis zum dreißigjährigen
Kriege hatte sich dasselbe »schon auf 650 Q- M. vergrößert. Beim Ende
dieses Krieges war es durch die Erwerbung von Hinterpommern, der
Bisrhümer Halberstadt, Minden u. a. Länder zu mehr als 1100q.m.
angewachsen. Kurfürst Friedr. Wilh. I. erwarb Rleve, Mark u. Ravens,
1830 -
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- Inhalt: Zeit: Geographie
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250
Deutschland.
kehr ist bedeutend und wird, seitdem Ostfriesland Hannöverfche Provinz
ist, auch zur See getrieben; er genießt gegen die Korsaren im Mittel-
meere des Englischen Schutzes seit 1824. Am wichtigsten ist die Spedi-
tion von den 3 Hansestädten nach Mittel- u. S.deutschland. Lüneburg,
Marburg, Osnabrück u. Münden sind Hauptspeditionsplatze. Durch die
beiden Hauptströme (Elb- und Weserschifffahrtsacte 1821, 23. Iun. und
1823, lo.septbr.), die Aller, Leine, Ilmenau, so wie durch die sich im-
mer mehr verbreitenden trefflichen Landstraßen zwischen den Hauptörtern
und durch Aufhebung aller Binnenzölle wird der Verkehr sehr befördert.
Einflußreich wird auch die 1828 beendigte Schiffbarmachung der Ems
werden, da durch diese eine neue Handelsstraße v. Rheine her eröffnet wird.
Nicht weniger wichtig'kann auch der, seit 1827 angelegte Bremer Hafen a.d.
Mündung der Geeste, werden. Ein eigener Erwerbszweig besonders in den
westlich von der Weser belegenen Provinzen ist das Hollandsgehen, was
im Sommer gegen 6000 Menschen dem Vaterlande entzieht, die zum
Lorfgraben und Heumahen nach Holland wandern.— Für Bildung ist
wie in einem andern Deutschen Staate gesorgt. Göttingen mit seinen
berühmten Anstalten, Gymnasien und Lehranstalten für einzelne Facher
fördern wissenschaftliche Cultur, wahrend verschiedene Seminare durch
Bildung tüchtiger Schullehrer den Volksschulen einen ehrenvollen Ruf
erworben haben. Wenig ist bis jetzt für Kunstbildung geschehen. Die E.
— 1,550,000, sind der Mehrzahl nach Lurheraner; der Larholiken gielt
es, vorzüglich in Hildesheim, auf dem Eichsfelde, in Osnabrück, Lingen u.
Arenberg, über 200,000. Sie stehen unter 2bischöfen. Bulledespapstes
1824, 26. März. Reformirre sind vorzüglich in Ostfriesland, etwa 100,000,
Mennoniren und Herrnhuter in Ostfriesland 16 bis 1800, Juden 10 bis
12,000. — Das Königreich Hannover ist größtentheils altes Besitzthum
des Gnelsenstammes. Die Erbgüter der Billinger, der Grafen von
Nordheim, Brannschweig u. a. Sächsischen Dynasten wurden im
Xii.iahrh. durch Heirathen der letzten Erbinnen derselben mit den Baier-
schen Herzögen Heinrich dem Schwarzen und dem Stolzen Eigenthum
Guelfischer Fürsten, deren letztgenannter auch die Herzog!.würde in Sach-
sen erhielt und dadurch der mächtigste Fürst Deutschlands wurde. Sein
Sohn, Heinrich der Löwe (ff 1195), eroberte Holstein und Meklenburg
dazu, aber bei seinem durch die Achtserklarung (1179) -herbeigeführten
Sturze blieben ihm nur die Allodialbesiyungen, die jetzigen Provinzen
Lüneburg, Kalenberg, Göttingen, Grubenhagen u. Wolfenbüttel—350q.m.
Durch mehrfache Theilung wurden diese unter seinen Nachkommen noch
mehr zersplittert; jedoch starben alle übrigen Nebenzweige des Hauses, bis
auf die Linien Wolfenbüttel und Lüneburg aus. Heinrich's Enkel 2lb
brecht in Draunschweig (ff 1279) und Johann in Lüneburg (ff 1277) stif-
teten die altern Linien Braunschweig u. Lüneburg. Jene theilte sich nach
und nach in die Grnbenhagensche (1596 mit Philipp Ii. ausgestorben)
und in die Göcringische (ausgest. 1463 mit Otto dem Einäugigen). Die
ganze ältere Lüneburgische Linie erlosch mit Wilhelm 1369. Herz. Magnus
1830 -
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Einleitung.
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Die Waal nimmt die Maas auf, theilt sich aber nach einem Laufe
von 18m. bei dem Dorfe Hardinxveld in die West Kil und Merwe
oder Merwe de, welche gegen 120 kleine Werder, den Wies Bosch
— 2q.m., 1421 durch eine Fluth entstanden, bilden. Die West
Kil, hernach Hollands Diep genannt, fließt in zwei breiten Ar-
men dem Meere zu; der rechte Arm (Häring Vliet), über ^M. breit,
bekommt hernach den Namen Rivierflakkee (d.h. seichter Fluß)
und wird bei seiner Mündung ^ M. breit; der linke ^M. breite Arm
des Hollands Diep wird an der Mündung über Im. breit, bildet an-
sehnliche Sandbänke und führt die Namen Volke Rak, Krammer u. a.
Ein Nebenarm desselben gehört zur Oster Schelde. Die Merwede theilt
sich in die S. Alte Maas und die N. Merwe de, welche letztere in
den Leck fließt, der nun auch den Namen Maas erhält, die Assel
aufnimmt, sich hernach wieder mit der Alten Maas vereinigt und
keine ^M. breit in die See geht. Zu den Nebenflüssen des Rheins
gehört: a) die Alte Assel (Eissel), welche den oben genannten Dru-
sus Kanal aufnimmt und dadurch mit dem Rhein in Verbindung steht,
aber in den Zuyderzee fließt; d) die Maas, welche bei Namur in
die Ebene eintritt, und von O. die Niers, Roer (Ruhr) u. Ourte,
von W. die Sambre, von S.' die Dommel aufnimmt; sie fließt
in die Waal; unter ihren Nebenflüssen ist nur die aus Frankreich
kommende Sambre schiffbar. Die Schelde, welche, wie die Maas
aus Frankreich kommt, nimmt die Henne oder Haiöne, Lys,
Den der und Rüpel (mit der Senne, Dyle und den beiden
Nethen) auf, theilt sich 8 M. vor ihrer Mündung in zwei Arme,
die Oster- u. Westerschelde oder Hont und ist 10 M. weit für
Seeschiffe fahrbar. Die Äser (Eifer) ist ein Küstenfluß in S. Die
Vecht, welche aus dem Königreiche Hannover kommt, ergießt sich in
den Zuyderzee und die Huns e in den L auwerz er Z ee. Sehr
groß ist die Menge der Kanäle. Fast alle Niederungen in Seeland,
Holland, Utrecht, Friesland und Geldern sind mit kleinen Abzugska-
nälen versehen, die zum Theil befahren werden, aber es giebt, beson-
ders in S., über 20 größere, die zur Beförderung des Verkehrs ange-
legt sind, und die Städte Veurne, Apern, Ostende, Brügge
und Gent, Brüssel und Löwen, Amsterdam, Haarlem,
Leyden und Rotterdam, Harlingen und Gröningen verbin-
den. Der wichtigste ist der große Nordholländische Kanal,
120 Rheinl. F. breit, 20 F. tief, der von Amsterdam nach Helder zu
dem Hafen Nieuw ediep 12 M. weit geht und für die größten Schiffe
fahrbar ist; einer der größten und merkwürdigsten Bauwerke dieser Art,
erst 1826 mit einem Aufwande von 5 Mill. Rthlr. vollendet. Eine
große Dampfmaschine versieht ihn im Helder zur Ebbezeit mit Wasser.
Die Nähe des Meeres, die vielen Binnengewässer und Moräste machen
die Luft in den seewärts gelegenen Gegenden feucht, mildern aber da-
durch auch sowohl Hitze als Kälte, welche daher hier keinen so hohen
Grad erreichen, als in N. Deutschland. Für Fremde und in manchen
Jahren selbst für Eingeborne ist das Klima ungesund (Sterben der
Engländer in Walchern 1809; Krankheiten in Gröningen nach dem
heißen Sommer 1826). Nebel und Stürme sind an den Küsten und
Volger's Handb. d. Geograph. 2te Ausi. 19
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Holland. 293
ganz Holland mit Frankreich. So blieb es, bis 1813 die Verbünde-
ten eindrangen. Der Sohn des vertriebenen Erbstatthalters kehrte als
souverain er Fürst der Niederlande zurück, und ward 1815
vom Wiener Congresse als König anerkannt. Die S.provinzen,
welche der Spanischen Herrschaft fortwährend unterworfen blieben, sie-
len, nachdem Artois und andere Theile derselben au Frankreich ab-
getreten waren, durch den Utrechter Frieden 1713 an Österreich,
wurden im Luneviller Frieden 1801 an Frankreich abgetreten, 1815
aber mit den N. Provinzen zu einem Reiche vereinigt, und demselben
das Bißthum Lüttich hinzugefügt, so daß die alten Niederlande,
bis auf einige an Frankreich abgetretene Distrikte, jetzt wieder einen
Staat bilden, der sich einer liberalen repräsentativen Verfassung erfreut.
Derkönig, Wilhelm!., aus dem Hause Nassau Oranie n, Ot-
tonischer Linie (Vergl. Nassau), stammend, Sohn des letzten Erb-
statthalters von Holland (Wilhelms V. j-1806), geb. 1772, wurde
1802 Fürst von Fulda, 1806 Fürst von Nassau Orani?n,
aber 1807 aller seiner Erbländer durch Napoleon beraubt, fouverai-
ner Fürst der Vereinigten Niederlande 1. Dec. 1813, König
23. Febr. 1815. Für die verlornen Deutschen Stammlander erhielt er
das Herzogth. Luxemburg als Deutsches Großherzogthum.
Der Kronprinz führt den Titel Prinz v. Oranien. Die Macht des
Königs ist durch Reichsstände beschränkt. Die höchsten Behörden
sind der Staatsrath, das Cabinetsministerium, die Ober-
rechenkammer, Domainenkammer, der Handels- und Colo-
nienrath, die Generaldirection der Polizei u. a. An der
Spitze jeder Provinz steht ein Gouverneur, der in den einzelnen
Bezirken die Bezirkscommissairs oder Unterintendanten
unter sich hat. Die höchsten Justizbehörden sind die 3 hohen Ge-
richtshöfe, der hohe Finanzhof und der hohe Militairge-
richtshof. Niedere Instanzen bilden die Tribunäle, Handels-
und Friedensgerichte. Das ganze Land ist in 18provinzen ge-
theilt, welche in Bezirken und Canto ns zerfallen.
A. Die alten freien Niederlande — 572^ Q.m. 2,380,000 E.
l) Holland — 106^ Q.m. 870,000 E. Eine der niedrigsten Provinz
zcn, von der Nordsee, dem Iuyderiee und der Maas eingeschlvssen, außer-
dem von Seen und zahlreichen Kanälen und Graben (Slooten) durchschnit-
ten, durch hohe Dünen und Damme gegen das zum Theil höher liegende
Meer geschützt. Der Boden ist besonders zu Wiesen geeignet, daher ganz
vorzügliche Viehzucht und starker Handel mit Käse und Butter. Das
größte Binnengewässer ist das Haarlemer Meer und ein Arm der Zuy-
derzee, Herz (dasei); der größte Kanal ist der große N. Holländische;
als Meisterstück der Wasserbaukunst wird die künstliche Mündung des
Rheins bei Ratwyk genannt. Ausgezeichnet ist der Gemüsebau, Blu-
menzucht, Rasebereitung, Fischerei und Handel. Wichtiger Torfstich;
Es wird viel Ralk aus Muschelschaalcn gebrannt. Fabriken finden sich
in ziemlicher Zahl. Die Provinz steht unter zwei Gouverneuren.
1830 -
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288
Niederlande.
so weit die Ardennen ihre Arme ausstrecken, der W. Theil hat dagegen
höchst fruchtbaren und schön bebaueten Klei- und Marschboden. Die
höchsten Hügelketten in N. in Ober Assel der Bariker und Hol-
ter Berg; in Utrecht die Amersforder Berge; in Geldern die
Bel uw i scheu Hügel; die größten Moorstrecken sind das Große
Moor, ehemals ein See, zwischen Dünkirchen und Beurne; bei Koe-
v erden in Drenthe und Ober Assel; bei Lochen: und Ruurlo in
Geldern; zwischen Grave, Venloo u. Helmont in N.brabant.
Die der Seeküste naher liegenden Sumpfgegenden sind durch Abzugs-
gräben, Schöpfräder und Deiche größtentheils in Polder (d. h. eigent-
lich eingedeichtes dem Meere abgenommenes Marschland. Vergl. Ostfries-
land), die, wie der Beemst er u. Schermcer in Holland, oft 1 Q.m.
groß sind, mit ergiebigem Acker- und Wiesenboden verwandelt. Die
Küstenstriche sind sehr flach, zum Theil niedriger als der Wasserspiegel
der N. See; sie können daher nur durch hohe, mit großen Kosten, zum
Theil selbst aus Felsenblöcken (die man in früheren Zeiten sogar aus
den N. Deutschen Küstenländern holte) erbauete Dämme oder Deiche
geschützt werden, wo das Meer nicht selbst durch Aufwerfung von
Sanddünen, die man bis 180 F. hoch findet, dem Lande eine Schutz-
wehr gegeben hat. Hohe Fluthen u. Stürme aus Nw. durchbrechen aber
nicht selten die Deiche, und richten, wie am 3. und 4. Febr. 1825.,
fürchterliche Verheerungen an. Durch solche Fluthen sind schon vor
Jahrhunderten die Küsten zerrissen und tiefe Meerbusen, Inseln und
Sandbänke gebildet, welche letztere sich um die ganze Nw. Küste bis
nach Deutschland herziehen. Der größte Busen, durch feine Sandbänke
der Schifffahrt höchst gefährlich, ist der Zuyd e r Zee (Sender See,
d. h. Süder See) — 50 bis 60 Q.m., 1277 und 1287 durch Fluthen
entstanden. Auch der Dollart — 2^-Qm.,. zwischen Gröningen
und Ostfriesland, gehört mit hierher. Der Lauwerzersee an der
N.küste. In Nw. ist eine Menge kleiner Landseen, darunter das
Haarlem er Meer — 3 Q.m., welches sich seit Jahrhunderten im-
mer mehr vergrößert hat und durch das A (Ei) und den Pampus
mit dem Zuyderzee in Verbindung steht. Die Abdachung ist allet-
halben nördlich und nordwestlich; die Nordsee nimmt unmittelbar, oder
durch den Rhein und die Schelde alle Gewässer des Landes auf. Der
Hauptfluß des Landes ist der Rhein, bemerkenswerth durch seinethei-
lungen. Gleich beim Eintritt in die Niederlande spaltet er sich —
2300f. breit in zwei Arme (Erste Theilung): n) Rhein, 900
bis 1000f. breit, in N., 6) Waal, 1600 F. breit, in S. Unweit
Aarnh em geht vom Rhein ein Arm, ein von Drusus 12jahr vor
Christus angelegter Kanal, die Assel (Eissel), zum Zuyderzee
( Zweit e Theilung); 6 M. weiter bei Wyk (Weik) by (bei)
Duurstede folgt die dritte Theilung. Der N. Arm geht un-
ter dem Namen Krummer Rhein über Utrecht (wo er einen Ne-
benarm, die Vecht, zum Zuyderzee sendet) und Leyden der Küste
zu, wo man ihm, da hohe-Dünen den Ausfluß unmöglich machten,
seit 1807 bei Katwyk eine Mündung gegraben hat. Der S.arm,
die Leck, giebt gegen N. die Assel ab, die sich wieder mit dem
Hauptstrome vereinigt, nimmt dagegen von S. her die Merwede auf.
Die
1830 -
Hannover
: Hahn
- Autor: Volger, Wilhelm Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Europa
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
294
Niederlande.
a) Nord Holland — 44q. M 410,009 E. — ff Amsterdam*) am I)
u. der Amstel, 210,000 (früher gegen 230,000) E., unter denen 44,000ka-
Lhol., 23,000luther., 2000anabaptisten, 20,000deutsche Juden, 2500por-
tugies.juden, Soorenronstrantenrc. Die Stadt ist auf sumpfigem Boden
erbauet und deshalb ist der größte Thcil der Häuser auf eingerammten
Pfählen errichtet, wie z. B. der Grund des Stadthauses durch 13,600 große
Masten befestigt sein soll. Die Amstel und viele Kanäle theilen sie in fast
Ooinfeln, die durch 290brücken verbunden sind. Wenige Straßen und
Plätze (z.b. der Damm, der neue Markt) zeichnen sich durch Größe aus;
freundlich sind sie aber durch die Baumreihen, welche die Kanäle ein-
schließen, sehr gut gepflastert und höchst rein gehalten. Bemerkenswert!)
sind die Herren-, Kaiser- und Prinzengracht, welche sich in drei gleich-
laufenden Bögen um die Stadt ziehen, durch Länge, Breite u. schöne Ge-
bäude; die lebhafteste Gegend ist der Damm, Hauptwaarenniederlage die
Balverstraße. Ausgezeichnet ist die große 660 F. lange Amstelbrücke,
welche eine ganz vorzügliche Aussicht darbietet; sie hat 35 Vogen. Unter
den 45 Kirchen sind 21 katholische, 22 von 7 protestantischen Partheien,
1 Griechische und 1 Armenische (letztere bloße Bethäufer). Nicht groß ist
die Zahl ausgezeichneter Gebäude, deren vorzüglichste folgende sind: das
ehemalige Stadthaus, von Quadersteinen erbauet, 282 F. lang, 235f.
breit, mit einem 157 F. hohen Thurm, im Innern zum Theil mit Mar-
mor geschmückt, seit der Französischen Herrschaft königl. pallaft; besonders
jchön ist der große Bürgerfaal; die unteren Gewölbe enthalten die Schätze
der Bank. Die Börse, die Admiralirategebaude von großem Umfange
mit den Schiffswerften, Magazinen und dem Arsenale, die Pallaste der
vormaligen Ost- und westindischen Lompagnie, die Laserne, Naviga-
tionsschule, das große Waisenhaus, mehre andere Armenhäuser und
verschiedene Gebäude wissenschaftlicher Vereine, die Nikolai oder Alte
Birche mit 42 Säulen, schöner Glasmalerei und dem Monumente des
Admirals Heemskerkeir (ff 1607), die Neue Birche, auf 6000pfählen ge-
bauet, mit de Ruyters (Reuters ff 1675) und Bentinks (ff 1774) Grabmä-
lern, die Westkirche, die schöne Synagoge der portugiesischen Juden.
Sitz eines kathol. Bischofs. Reich ist Amsterdam an wohlthätigen Anstal-
ten und an mancherlei Vereinen zu wissenschaftlichen oder gemeinnützigen
Zwecken. Man zählt allein 15 gelehrte Gesellschaften, unter denen die an-
gesehensten Felix meritis, Concordia et Libertas, Doctrina et Amicitia,
und die zum allgemeinen Nutzen. Es sind hier ferner eine Sternwarte,
Akademie d. Künste, eine königl. Institut, Museum d. Künste, botan. Garten,
Athenäum, Gymnasium, Schifffahrts- u. Artillerieschule. Vor einem Jahr-
hunderte war hier der Haupthandelsmarkt Europas; allein seit 50 Jahren
ist der Verkehr gesunken, dennoch aber sehr bedeutend (jährlich lausen 3 bis
4000 Schiffe, darunter 18 bis 1900 größere Seeschiffe, in den Hafen ein).
Wichtig sind die Fabriken der Stadt, vor allen die Zuckersiedereien, nicht
*) Die Hauptörter der Bezirke sind mit ff bezeichnet.
1830 -
Hannover
: Hahn
- Autor: Volger, Wilhelm Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Europa
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Holland. 295
weniger der Schiffbau; bemerkenswert!) die Diamantschleifereien, die Bo-
rax- und Kampferraffinerien, so wie mancherlei chemische Fabriken, welche
unter andern kostbare Gewürzöle bereiten. Die Umgebungen der Stadt
such flach, aber durch eine Menge zum Theil pallastartiger Gartenhäuser,
durch Alleen und Anlagen verschönert. Die entferntere Umgegend zeichnet
sich durch große und wohlhabende Dörfer, von 1500 bis 5000 Menschen
bewohnt, aus, z. B. Amstelveen, Aalsmeer, durch Erdbeerbau ausgezeichnet,
S'groweland, wo der berühmte Admiral Tromp (ff 1691) die von ihm
benannte Trompenburg bauete.— N)eesp, 900 E., welche viel Machhol-
derbeerbranntwein bereiten. — Mulden (Meuden) an der Mündung der
Vecht, 1000e. Salzsiedereien.— Naarden am Zuyderzee, 1900e. Fe-
stung. Ein Kanal führt nach Amsterdam und Muiden. — Monnikendam
am Zuyderzee, 2200e. Hafen.— purmerend, am Purmer- u. Beemster
Polder, 2500e.— fhaarlem, 2 M. westlich von Amsterdam, 23,000 E. —
Schöne Stadt. In der Hauptkirche, der größten in Holland, die berühmte
Orgel mit 8000 Pfeifen. Sitz des Gouverneurs von N. Holland, eines
Handelsgerichts und anderer Provinzialbehörden. Wichtige Leinewandfa-
briken, Bleichen und Seidenfabriken. Noch merkwürdiger ist der hiesige
Blumen-, Sämerei- u. Obstbau, der einen weit verbreiteten Handel ver-
anlaßt. Denkmal des Loren; Kloster, des angeblichen Erfinders der Buch-
druckerkunst und deren Sacularfeier 10. Jul. 1823. Königl. Akademie der
Wissenschaften, ökonomische Gesellschaft, Laylersche Societat mit Stern-
warte, Museum und Bibliothek. In der Nahe der schöne Haarlemer
Busch mit einem königl. Landhause, Museum der Naturgeschichte und Me-
nagerie.— Zanredam, Zardam, Dorfmit 11,000e., unweit des Z). Wich- ""
tiger Schiffbau. Noch zeigt man das Häuschen in welchem Peter der
Große 1697 zehn Monate wohnte, mit seinem Bette, Stuhl und Tisch.
700windmühlen.— Beverwyk (weik) am Z), wo die Provinz nur ^M.
breit ist, 1700e. — Im Dorfe Rrommeny (nei) Zinnobermühlen und
vorzügliche Segeltuchfabriken.— Bei dem Schlosse Zwanenberg (Swanen)
Schleusen zur Verbindung des Haarlemer Meeres und Z).— Das Dorf
Broek (Bruk) berühmt durch seine bis zum Abgeschmackten getriebene -
Reinlichkeit, die sogar die Vögel verjagt, damit sie nicht die mit bunten
Ziegeln gepflasterten Straßen, die nie befahren werden dürfen, beschmutzen.
Die 150 Hauser sind zum Theil Pallaste, von Millionairs bewohnt. —
Edam am Zuyderzee, 3500e. Wichtiger Kasehandel. Salzraffinerie.—
In der Nähe der 7800 Morgen große Beemster Polder mit 2500 E. —
ffalkmaar, 9000e. Wichtiger Kasehandel (jährlich sollen 8mill. Pfund
verkauft werden); Seesalzraffinerie, Pergament- und Segeltuchfabriken,
Getreidehandel. Convention lo.octbr. 1799. — ff Hoorn am Zuyderzee, ^
10,000e. Hafen; Butter- u. Kasehandel.— Medemblik, Hafen am Z.z,
2700 E. Handel mit Holz, Getreide und Käse.— Enkhuyzen (Enkheusen),
Hafen am Z. J., 7500 E. Ehemals wichtige Haringsfifcherei mit 4 bis
500buisen (Beusen, d. h. Haringsfangerfchiffe). Schönes Rathhaus. Ka-
nvnengießerei.— Die Inseln Urk im §.Z. mit einem Leuchtthurme, und